Wer mit der S-Bahn den Bahnhof Essen-Steele erreicht, für den sind die Folgen des großangelegten, städtebaulichen Umbaus zur autofreundlichen Stadt in den 1970er-Jahren offensichtlich: Eine Fußgängerbrücke über einer siebenspurigen Straße verbindet den Bahnhof mit der Innenstadt. Am Ende der Brücke steht links das ehemalige Wertheim-Kaufhaus, rechts daneben säumt die pastellgelbe Kaiser-Otto-Residenz für Senior*innen den Weg ins Zentrum. Die amerikanische Künstlerin Kameelah Janan Rasheed (*1985 in East Palo Alto, Kalifornien) verwandelt mit ihrer Arbeit tomorrow, there will be no monsters die Fassade des ehemaligen Warenhauses in ein großes Bild aus schwer entzifferbaren Textfragmenten und fotografischen Elementen, die sie in einzelne Fenster des Gebäudes und auf die Wand vor dem einstigen Eingang des Kaufhauses setzt. Mithilfe der KI-Bildgenerierungs-Software MidJourney verklärt die Künstlerin einst erkennbare Buchstaben zu einem nicht mehr lesbaren Text, der Erinnerungen an einen verschwommenen, sich entziehenden Traum weckt oder an eine schlecht gelungene Kopie, die das Original verwischt. Diese Uneindeutigkeit reflektiert auch die Frage, wie im öffentlichen Raum kommuniziert wird: Was für Typografien und grafische Elemente kommen zum Einsatz? Welche Botschaften richten sich an wen? Von welchen Nutzungen berichten die vorhandenen Spuren?
In ihrer Arbeit untersucht Kameelah Janan Rasheed, die sich als Lernende versteht, Technologien und Rituale, die Menschen nutzen, um Wissen und Bedeutungszusammenhänge zu generieren, zu teilen und zu archivieren, aber auch zu verbergen. Vom Medium der Sprache ausgehend interessieren sie die visuelle Dimension von Text ebenso wie Umgangssprachen und Nichtlinearität als Möglichkeiten, um von den Erfahrungen Schwarzer Menschen zu erzählen. Sie entwickelt oft großformatige Collagen und Installationen, Videoarbeiten oder Publikationen.
- Festival
Das Projekt tomorrow, there will be no monsters findet im Rahmen des Ruhr Ding: Schlaf vom 5.5.- 25.6.23 in Essen statt