In einem privaten Apartment im Steeler City-Carrée installiert die Künstlerin Alicja Rogalska ein eklektisches Setting: Ein Architekturmodell, das die Flächensanierung und den Bau des Carrées in den 1970er-Jahren visualisiert, steht vor Ort in Räumen, deren Einrichtung wiederum an diese Neubauzeit erinnert. Fotos, die den Prozess der städtebaulichen Maßnahmen dokumentieren, sowie eine neue Videoarbeit ergänzen das Ensemble. Mit ihrer Installation Sister Flats II lädt Alicja Rogalska zur Auseinandersetzung mit der Entwicklung des Stadtteils Steele und daran anknüpfenden Fragen nach der Gültigkeit vergangener Utopien sowie der Wechselbeziehung zwischen Lebensrhythmus und gebauter Umgebung ein: Wie ist die Trennung von öffentlichen und privaten Sphären organisiert und welche Bedürfnisse werden insbesondere aus einer gendersensiblen Perspektive nicht erfüllt? Wie lässt sich ein geschützter Raum in der Stadt schaffen?
In ihrer interdisziplinären Praxis beschäftigt sich Alicja Rogalska mit den sozialen Strukturen und politischen Subtexten unseres Alltags. Mit einem forschungsorientierten Ansatz, der theoretische und archivarische Recherchen ebenso wie Interviews oder Diskussionen einbezieht, entwickelt die Künstlerin ihre Arbeiten meist für spezifische Umgebungen. Ein Teil davon besteht in der gemeinsamen Erarbeitung von emanzipatorischen Zukunftsvisionen und so lädt sie auch in Essen die Besucher*innen dazu ein, ihre Gedanken und Wünsche zu artikulieren und gemeinsam über eine andere Zukunft zu spekulieren.
Die erste Version des Projekts Sister Flats entstand als Koproduktion mit der Manifesta 14 in Pristina und beschäftigte sich mit der ökonomischen Situation von Frauen im Kosovo.
- Adresse
Privatwohnung (2. OG)
Kaiser-Wilhelm-Platz 12
45276 Essen