Als Ort des Zusammenkommens und Ausprobierens – von Teig und Ideen – wurde im Juni das von der Künstlerin Irena Haiduk initiierte Langzeitprojekt Healing Complex (2018–ongoing) in Gelsenkirchen-Erle eröffnet. Ausgehend von dem ganzheitlichen Konzept antiker Heilstätten entwickelte sie gemeinsam mit Urbane Künste Ruhr die ehemalige Kirche St. Bonifatius zu einem Ort, an dem neue Formen des Zusammenlebens und des Austausches erprobt wurden. Im Mittelpunkt stand dabei ein gemeinschaftlich benutzbarer Ofen, ein Objekt also, das in seinen vielfältigen Funktionen über Kulturen, Religionen und Nationalitäten hinweg seit Jahrhunderten die Grundlage für ein soziales Miteinander bildete.
Beim Summit wollten wir uns gemeinsam mit den Besucher*innen, eingeladene Künstler*innen und Expert*innen die Funktion(en) von Gemeinschaftsräumen vergegenwärtigen und mit Blick auf andere Projekte voneinander lernen. Während draußen auf dem Vorplatz die mit Brennholz beheizten Saunen eine wohlige Wärme verbreiteten, stellten wir im Inneren des Healing Complex verwandte Projekte vor, die sich mit Kulturen des Badens und Reinigens beschäftigten und sich Fragen des Zusammenlebens und gemeinschaftlicher Ressourcen widmeten: Wie lassen sich öffentliche Orte bedürfnisorientiert nutzen? Lässt sich das Teilen von Wissen und Arbeit kollaborativ praktizieren und was kann Kunst dazu beitragen? Ergänzend zu den verschiedenen kurzen Projektvorstellungen und einem Abschluss mit Gespräch und Musik, schlug das Filmscreening Reinigungsrituale und andere Flüsse, bei dem zwei filmische Neuproduktionen zum Emscherkunstweg präsentiert wurden, eine unmittelbare Brücke zum Thema und in die Region.
Programm:
11 Uhr – Warm Up
Im Inneren des Healing Complex bestand die Möglichkeit, Kacheln künstlerisch zu gestalten, Brote und anderes Gebäck zu backen und sich bei einem Heißgetränk vor Ort auszutauschen. Auf dem Vorplatz standen zwei mobile Saunen bereit, die nach dem Aufheizen benutzt werden konnten.
13 Uhr – Impulsvorträge und Projektvorstellungen
Die eingeladenen Redner*innen stellten im Inneren des Healing Complex verwandte Projekte vor, die sich mit Kulturen des Badens und Reinigens beschäftigten und sich Fragen des Zusammenlebens und gemeinschaftlicher Ressourcen widmeten. Samia Abed und Sajida Al Shikan von kitev (Kultur im Turm e.V.) aus Oberhausen stellten ihre Community-basierte Arbeit und ihre Projekte Refugees‘ Kitchen und GENAU – GEmeinsam Neu Aufbauen vor, mit denen sich Personen, denen es durch bestimmte Voraussetzungen oftmals verwehrt blieb, an der Gesellschaft und Öffentlichkeit teilzunehmen, aktiv einbringen. Florine Lindner, Projektleitung im Kunstzentrum E-WERK Luckenwalde, sprach über das Projekt Performance Electrics, einen gemeinnützigen Stromanbieter für Kunststrom, und über die Herausforderungen, ein zeitgenössisches Ausstellungsprogramm im ländlichen Raum an ein breites Publikum zu adressieren. Der freie Projektentwickler Florian Tampe interessierte sich für die Aktivierung von Räumen durch Menschen, stellte Fragen nach Scham und brachte in verschiedenen Projekten Saunen in den öffentlichen Raum. Seine neueste SusiSauna war beim Summit zu erleben. Mit dem Projekt SOUNA|Let’s Come Home a Little Different haben sich das Künstler*innen-Kollektiv RISS und Golden Diskó Ship zusammen geschlossen. Das SOUNA-Ritual interpretierte Saunakultur als inklusiven, queerfeministischen Safe-Space für alle Körper, Gender und Identitäten. Beim Healing Complex: Summit stellten die Künstler*innen das Projekt in einem Vortrag mit dokumentarischer Rückschau und performativem Charakter vor.
16 Uhr – Reinigungsrituale und andere Flüsse
Screening von zwei filmischen Neuproduktionen zum Emscherkunstweg von Ani Schulze und Alina Schmuch. Nach der Vorführung beider Filme sprachen die Künstlerinnen mit Marijke Lukowicz, Kuratorin für den Emscherkunstweg bei Urbane Künste Ruhr.
18 Uhr – Schlussdiskussion und gemeinsames Kochen
Zum Abschluss kamen die Vortragenden und Besucher*innen zu einem offenen Abschlussgespräch zusammen. Tim Voss, der mit dem Vermittlungsformat Full Mouth – einer mobilen Koch- und Talkshow – künstlerische und soziokulturelle Zusammenhänge verhandelte, moderierte und kochte gemeinsam mit den Gäst*innen.
20 Uhr – DJ-Set von Nikity und Anna Cainelli des Kollektivs E.P.I.Q.
Mit Samia Abed, Sajida Al Shikan, E.P.I.Q., Irena Haiduk, Florine Lindner, Marijke Lukowicz, Britta Peters, Kollektiv RISS und Golden Diskó Ship, Alina Schmuch, Ani Schulze, Florian Tampe, Tim Voss und weiteren Gäst*innen
- Projekt
Das Projekt Healing Complex: Summit-Ein Tag zum Debattieren und Saunieren fand in Gelsenkirchen statt.