Das Geräusch einer pfeifenden und ratternden alten Heizung ist in der Ausstellung Route Phantom des polnischen Künstlers Wojciech Bąkowski im Neuen Essener Kunstverein unüberhörbar. Mitten im Ausstellungsraum installiert der Künstler mit einfachen Mitteln eine Papierskulptur, welche dieses monotone Rauschen von sich gibt, das gleichzeitig vertraut und unheimlich daherkommt. Rund zwanzig Kohlezeichnungen auf geschmirgeltem Karton aus den letzten drei Jahren komplettieren die Ausstellung. Diese Traumnotate zeigen diffuse, morbide anmutende Szenen und düstere Landschaften, die mulmige Gefühle wecken: eine Stadt unter Wasser, lange Korridore, die ins Nirgendwo führen, schemenhafte Umrisse von Figuren in dunklen Räumen und immer wieder Bahnschienen. In einem dichten Netz aus motivischen Verweisen verbinden sich dabei Wachträume mit Erinnerungen an den postkommunistischen Stadtraum, in welchem der Künstler aufwuchs.
Wojciech Bąkowski (*1979 in Poznań), der als Künstler, Musiker und Dichter international erfolgreich ist und Teil der polnischen Künstler*innengruppe PENERSTWO war, nimmt für die Entwicklung seiner Arbeiten häufig subjektive Erfahrungen des Alltags aus Kindheit und Gegenwart zum Ausgangspunkt. Besonders interessiert er sich für die Möglichkeiten – zum Beispiel durch die Methode des luziden Träumens – auf das Bewusstsein einzuwirken und die eigenen Wahrnehmungsabläufe zu modulieren. So reflektieren seine Arbeiten gleichsam den Prozess der Übersetzung eines innerlichen Vorgangs in eine künstlerische Form und stellen existenzielle Fragen nach den Modi des In-der-Welt-Seins des Menschen.
Die Einzelausstellung Route Phantom von Wojciech Bąkowski entstand als Kooperation von Urbane Künste Ruhr und dem Neuen Essener Kunstverein zum Ruhr Ding: Schlaf.
- Festival
Das Projekt Route Phantom findet im Rahmen des Ruhr Ding: Schlaf vom 5.5.- 25.6.23 in Essen statt
Termine
Kurator*innenführung durch die Ausstellung „Route Phantom“ von Wojciech Bąkowski
Route Phantom, Wojciech Bakowskis ersten institutionellen Einzelausstellung außerhalb Polens, präsentiert mit einem Querschnitt seines zeichnerischen Werkes der letzten drei Jahre einen Fächer parallel verlaufender Bewusstseinszustände. In einer dialogischen Führung durch die Ausstellung geben Alisha Danscher (Urbane Künste Ruhr) und Moritz Scheper (Neuer Essener Kunstverein) einen Einblick in Bakowskis Arbeit diesseits und jenseits von Traumstrukturen, nähern sich dem motivischen und technischen Inventar des Künstlers und diskutieren die kuratorische Klammer der Ausstellung.
Die Führung findet in deutscher Sprache statt.